Jaffna, der äußerste Norden von Sri Lanka

Zurück zum Inhaltsverzeichnis


Der Bahnhof von Anuradhapura liegt natürlich am anderen Ende der Stadt, aber noch ist Temperatur zum Laufen erträglich. Drei oder vier Züge fahren hier täglich durch und 9:20 ist wirklich auch meiner nach Jaffna dabei. Der Bahnbeamte meint, es würde nur erste Klasse geben. Ob es wahr ist, kann ich schlecht nachprüfen....also 1200 Rs (4 Eur) durch den Schalter gereicht. Der Waggon ist wirklich First Class und mehr Beinfreiheit als im ICE.


Trotzdem vermisse ich etwas die durchlaufenden Zughändler und Bettler zwischen den Stationen. Obwohl AirCon ist schon toll. Die Landschaft wird immer trockener und die bisher dominierenden Kokospalmen verschwinden langsam. Jaffna ist eine Halbinsel und von allen Seiten von Lagunen eingeschlossen. Die Verbindung zum Festland nennt sich Elefanten Trail und ist mehr eine Sandbank. Es scheint, dass in den vielen Wasserlachen Meersalz abgebaut wird. Und es ist ein Vogelparadies.

Da ich gestern etwas spät war, war das zentrale Hostel in der Stadt schon ausgebucht und ich hatte mich für die erste Nacht für die Ashoka Villa, 6 km außerhalb entschieden. Boocking.com meint, halte dich nordöstlich. Wo ist Norden, wenn die Sonne fast im Zenit steht...Endlich auf der richtigen Ausfallstraße als alles abgesperrt wird. Der singhalesische Präsident besucht genau heute die Stadt und ich muss unter dem Druck von Maschinenpistolen die Straße räumen.

Nehme mir später dann doch ein Tucktuck. Ist einfach zu heiß zum laufen. Keiner kennt die  Villa, bis hinter einem schweren Gittertor eine Frau heraus kommt und mich willkommen heißt.  Ist wirklich eine Villa und mein Zimmer groß, hell und luftig.

Erst mal eine Dusche. Dumm nur, wenn aus dem Kaltwasserhahn nur heißes Wasser kommt  und sich nicht kälter stellen lässt.
Falle aufs Bett und bin paar Minuten später eingeschlafen.

Mich weckt laute Musik aus den Hindu-Tempel keine 100m von meinem GH.
Was jetzt folgt, könnte das Highlight meiner Reise werden. Schon als ich ankam, sprach mich ein Hindu Prister an. Er sei aus Australien bekommen, da diese Woche eine besonde Feier in seinem Tempel stattfinde. Gebe dem aber keine große Bedeutung. Am Tempel spricht mich ein anderer Prister an. Er sei aus der Schweiz  zu dieser Zermonie angereist und er erzählt mit einem mal in Switzer Deutsch, daß er seit 20 Jahren in der Schweiz arbeitet. 
Heute wird die Hochzeit ihres Gottes gefeiert. Noch wird der Hochzeitplatz im Tempel vorbereitet,

aber die Musiker stimmen sich schon ein. Dann beginnt die 3 stündige Feier. Der Oberbrahmane zelebriert Schritt für Schritt der Hochzeit und all die anderen Prister gehen ihm zur Hand.
.

.


Feuer wird entzündet und gelöscht. Der Duft von Räucherwerk steigt in die Luft und immer wieder werden Sachen verbrannt. Von zwei Kokosnuss Götter werden die Fasern fein säuberlich gekämmt bevor sie ihr Tilaka auf die Schale bekommen.

Und immer wieder bekommt das Hochzeitspaar  symbolisch  Speisen und Getränke gereicht.  Das Paar wird hinter Tüchern versteckt, dass nur die Prister sehen, was mit ihnen geschieht.

  Ich vermute, als die Vermählung vollzogen ist, wird den Göttern im Spiegel das Antlitz ihres Partners gezeigt. 
Als Abschluss wird das Paar in den Schlaf gewiegt und Kinder wedeln ihnen frische Luft zu....

Und immer wieder peitschen die beiden Trommler und beide Nageshearam (?)  Bläser die Hochzeit an.





 
.



So gern hätte ich komplizierte Zermonie wirklich verstanden und nicht nur naiv interpretiert.

Zum Schluss gib es für alle Besucher süße indische Naschereien und frischen Mango Saft aus einem 50l Plastikfass.




Eigentlich spielt jetzt auf der Bühne vor dem Tempel noch indische Volksmusik ( wieder Fragezeichen), die kann ich mir aber auch aus meinem Zimmer anhören.
Hab fast 300 Bilder geschossen und paar Video Schnipsel aufgenommen. Wie soll ich da die besten für den Blog finden. Außerdem hab ich auch dem Gast Schweizer versprochen, auch ihm die besten Bilder zu mailen. Das werden Nachtschichten....

So. 20.März 22

Nach  abduschen des Nachtschweiß fühl ich mich etwas frischer. Die Hausherrin klopft vorsichtig. Frühstück ist fertig und so sitzen wir die nächste Stunde am großen Wohnzimmertisch und ratschen. So richtig  reißt mich das lokale Essen nicht vom Hocker. Ist irgendwie etwas einfallslos. Jedenfalls  machen die Reiskuchen satt und ich übe mit den Fingern und den Reisklumpen  die Kürbissuppe  in den Mund zu bekommen....
Nach Oruxmap liegen um uns viele verstreute Häuser und Felder. Tabak wird angebaut und unglaublich, der unangenehme Geruch der noch grünen Blätter ist immer noch der, den ich als Kind von unserem Tabakfeld zu Hause in Erinnerung hatte.

Es macht einfach Spaß, in die kleinen Höfe hinein zu gehen oder die Leute kurz von ihrer Feldarbeit abzulenken.






Auf dem Dorfplatz spielen zwei Mannschaften für die fünfte Liga Fußball. (voll mit Schiri und seinen Assistenten). Ich müsste nach paar Minuten in der Hitze aufgeben, hier wird aber richtig gefightet.

Gegen Mittag hole ich meinen Rucksack und quäle mich paar Minuten später in den übervollen Bus zurück in die Stadt.


Das Jaar Hostel liegt zwar schön zentral- nur 10min vom großen Busbahnhof, nur das gute voting  von booking.com  ist ein fake. Teile das Dormit mit einem Engländer, einen Ägypter, der hier aber online für seine company arbeitet, einen Australier und im Bett über mir eine Münchnerin, die schon 3Monate durch Sri Lanka driftet...
Jaffna hat als Sehenswürdigkeit nur ein altes Fort, dass die Portugiesen errichtet haben, von den Holländern erobert und dann von den Britten übernommen wurde.  In den 90ern wurde das Innere des Fort von den Singalesen zerbomt, da die Tamilen ihre Unabhängigkeitsarmee darin stationiert hatte. Jetz stehen nur die Außenmauern. 

Wenn ich geschrieben habe, daß Jaffna an einer Lagunen liegt , denk ihr vielleicht an blaues Wasser und Palmen. Die Realität ist ein vermüllter und schmuziger Salzwassersee.

Es liegen 'ne Menge Fischerboote am Ufer, aber seit zwei Tagen hat die Tankstelle keinen Diesel mehr bekommen und so können viele Boote den Müllsee nicht verlassen. 

Fast alle Familien sitzen bei immer noch 33 Grad vor ihren Hütten und ich kann wieder Fotografieren.






Der Sonnenbrand vom ersten Tag  macht mir doch ziemlich zu schaffen. An den Schultern und am Genick sind die Blasen aufgeplatzt und die obere Hautschicht hat sich inzwischen abgelöst. Den Füßen geht nicht viel besser. Hab mir aus der Apotheke wenigstens eine Tube Wundcreme geholt und für den Kopf einem Hut mit großer Krempe. Sehe darunter echt beknackt aus...

Morgen will ich zum wirklich nördlichsten Punkt der Insel, nach Point Petro. Muss aber erst die nächste Tropennacht überstehen. Zur Zeit (23:00) im Schlafsaal 32Grad.  So viel kühler wird es heute Nacht hier drin wohl auch nicht werden. Hoffentlich hält wenigstens die Stromversorgung, daß  die 5 Lüfter ihren Lärm machen können.







Kommentare