Tangalle

 Zurück zum Inhaltsverzeichnis



6.April

Vom sicheren Baumhaus lässt dich heute früh das Krokodil noch mal blicken.

Eigentlich sollte mein nächster Stopp Hambantona werden, als der Bus aber durch die Stadt fuhr, entschied ich, die Stadt ist viel zu groß. Hambantota, oder besser Sri Lankas größter Tiefseehafen  ist für die nächsten 100 Jahre an China verpachtet worden.  Möge der Rote Drache an seinen  Finanzimperialismus ersticken.🤑
Da mein Bus bis Matara weiter fuhr, bin ich einfach sitzen geblieben.

Wenn es zur Zeit in Sri Lanka auch drunter und drüber geht, in dem letzten Jahren haben sie  wirklich viel  Geld in den Straßenbau gesteckt.

Da ist nicht nur der Southern Highway, auch kleinere Straßen sind gut in Schuss.
Gestern bekam ich die Mitteilung von booking.com, saß ich auf Grund meiner vielen Buchungen in den letzten Jahren den Status "genius 3" erreicht habe und das gilt lebenslänglich. Probiere es gleich aus und Bingo, ich bekomme mein nächstes Homestay direkt am Strand  statt für 4€ für 3 €/Nacht.
Da ich heute früh schon kurz nach 6 im Bus saß,  ist mein gerade gebuchtes Zimmer 2h später noch nicht fertig und ich laufe erstmal runter zum Strand.  Ist neben Negombo der (west-) touristische
Ort, den ich bisher gesehen habe. Die 20 Touries verlaufen sich aber in der 2km langen  Bucht.



Bin doch ziemlich kaputt und lege mich auf eine Liege unterm Palmwedeldach. Schlafe bei der angenehmen Briese sofort ein.
Karin macht ihren Morgen Anruf, (sonst würde ich wohl jetzt noch schlafen....)
Der Strand ist einfach zu langweilig und ganz im Westen sehe ich die bunte Fischereiflotte von Tangella. Hier wird nicht mit den kleinen Auslegerbooten gefischt, sondern vielleicht 100Kutter liegen vor Anker. Wenn den kleinen Booten nur paar kg Fisch ins Netzt gingen, sind hier die Bunker der Schiffe voll mit großen Thunfischen und Makrelen.



Diese Art der Fischerei hat aber auch eine Schattenseite. 10 bis 30% der Fische sind zerquetscht oder von den Netzen zerschnitten. Und obwohl auch große Thuna dabei sind, wandern alle beschädigten Fische gleich in die Abfallbehälter.

Der Stadtmarkt liegt nicht weit vom Busbahnhof. Obwohl einige Stände für heute schon aufräumen, gibt es noch viel zu sehen.


Für mich werden es zwei Bund Zimtrinde und eine Wassermelone.
War mir schon heute früh aufgefallen. In der Stadt wimmelt es von Polizei und das Militär hat seine Special Force im Einsatz. 
Kurz vor zwei bildet sich um die Hauptdurchgangsstraße eine Demo.

Handgeschriebene Plakate und laute Protestrufe.

Was macht die Staatsmacht? Durch Lautsprecher lässt sie ohrenbetäubend laut Musik tönen. Wenn auch mundtot, der vorbeifahrende Verkehr sieht aber das Aufbegehren. 

Die Polizei greift heute aber nicht ein...

Der Plan für morgen war, mir ein Rad auszuleihen... mit meinen Hustenanfällen wird das eher nichts. Werd ausnahmsweise mal auf meinen Körper hören.

7.  April  - Turtel Beach
Habe heute Nacht noch etwas in Loose geblättert. Den Strand östlich von Tangalle nutzen viele Schildkröten zur Eiablage. Wie soll das funktionieren, Sonneanbeter und Riesenschildkröten?




Da ich als  Corona Virusschleuder nicht unbedingt durch die Stadt laufen will, das Bett aber auch keine Alternative ist, geht es schon kurz nach sechs Richtung Rekawa.

Dachte, die zehn km schaff ich doch leicht, nur durch lockeren Sand zu laufen ist schon etwas anderes. Schon nach einem km habe ich den Stand und die dahinter liegende Lagune für mich allein.

Ein Aussteiger sitzt vor seiner Hütte und spielt Querflöte. Er bietet mir einen Tee an und wir kommen ins Erzählen. Die letzten Jahre hat er in Indien gelebt und hat fast auch alle meine Himalaja-Tracks gemacht.  Zur Visa Auffrischung war er nach Sri Lanka gekommen und Corona hat ihn hier festgenagelt. Etwas stolz berichtet, dass es ihm gelungen ist irgendwo Strom anzuzapfen und er nun den Luxus eines Kühlschrank hat.

Nach einer halben Stunde stellt sich heraus, saß er früher mal in Deutschland gelebt hat. Mir tut die Pause gut und ich glaube ihm, sich mit jemanden zu unterhalten. Wir philosophieren etwas über die Zeit und das Bewusstsein, und die Bücher von Stanislaw Lem.
Als ich gehe , nimmt er wieder seine Flöte und spielt nur für sich.


Ein kleines Terrain am Strand ist abgesperrt und hunderte kleine Schilder mit Zahlen sind in den Sand gesteckt.

  Ein Mann bewacht die sich entwickelte Schildkröteneier, wohl mehr vor den Strandhunden als den Menschen. Er macht mich auf die dicht an dicht  liegenden großen  Sandtrichter aufmerksam. Alles Schildkrötennester. Es müssen tausende solcher Kuhlen sein. Auf meinen weiteren Weg die tief eingedrückte Schleifspur einer Schildkröte. Der Sand ist noch feucht.



Es können höchstens paar Stunden her sein, daß sie hier das Meer verlassen hat, um ihr 2m breites und gut einen Meter tiefes Nest auszuheben.  

Immer mehr frische Gelege. Bis Rekawa waren letzte Nacht bestimmt 50 Schildkröten an Land. Glaube, nur ein Bruchteil der Eier werden in den von Hunden sicheren Bereich gebracht. 
Drei Fischer kämpfen sich mit ihren Auslegerboot durch die Brandung. Sie rudern mit aller Kraft, die sie aufbringen können immer in Gefahr, von der nächsten Welle zurück auf die Felsen geschleudert zu werden....

Helfe ihnen danach ihr Boot hoch auf den Sand zu schieben. Sie waren auf Lobster Fang.

Vielleicht 10 große Exemplare befinden sich heute im Sack.  Frage, was sie je Hummer bekommen. 100Rupien, nicht mal 30cent. Ein Weibchen voller Eier. Für die gibt's noch mal etwas extra.

Kurz nach zwölf erreiche ich das Ende der Bucht.



Die Füße brennen unter dem heißen Sand  und ich muss mich zu jeden Schritt überwinden. Habe mein letztes Wasser vor einer Stunde ausgetrunken. Ein kleiner Stand und die Frau holt aus dem Kühlschrank  WASSER. Paar min später sitze ich mit meinen Rettern im Schatten und ich zeige ihnen Bilder von zu Hause...


Der letzte km bis zur nächsten  Straße läuft im Schatten. 



Sitze am Straßenrand in der Hoffnung, saß hier auch ein Bus vorbei kommt.

_____
Vor 3 Tagen bei der Demo am Busbahnhof soll die Polizei sogar Tränengas eingesetzt haben. Gebt nicht auf !!!

Nächster post: Bentota

Kommentare